Jean-Eric Soucy wurde 1962 in Chicoutimi (Québec, Kanada) geboren. Mit vier Jahren erhielt er seinen ersten Geigenunterricht. Er studierte am Conservatoire de musique du Québec und schloss das Studium mit dem Ersten Preis für Bratsche und Kammermusik ab. Seine weiteren Studien setzte Jean-Eric Soucy bei Raphael Hyllier (New-York) fort. Meisterkurse bei Paul Doktor und Max Rostal, sowie ein Stipendium der österreichischen Regierung, das ihm ein Studium bei Hatto Beyerle in Wien ermöglichte, rundeten seine Ausbildung ab. Zu dieser Zeit leitete er in Österreich eine Akademie für Streichquartette La Pâques des quatuors, an der auch Beyerle mitbeteiligt war.

1982 machte Soucy sein Debüt im von Simon Streatfield und Klaus Tennstedt dirigierten Canadian Chamber Orchestra als Solobratschist. 1986 wird er im ältesten Orchester Kanadas, Orchestre symphonique de Québec zum Solisten ernannt und besetzt diesen Posten bis 1991. Parallel war Soucy Mitbegründer und Mitglied des Kammerorchesters, Les Violons du Roy, sowie des Streichorchesters Quatuor Québec. Les Violons du Roy, gewiss eines der besten Kammermusik-Ensembles dieser Zeit, gründete er 1984 zusammen mit Bernard Labadie und blieb bis 1991 deren Solobratschist. Im 1986 gegründeten Quatuor Québec spielte Soucy zusammen mit Marie Grenon, Nicole Trottier und Catherine Dallaire bis 1992.

Pressekonferenz für Le Rendez-Vous Musical, 1998

In der gleichen Periode wurde das Kammermusik-Festival Le Rendez-Vous Musical de Laterrière ins Leben gerufen, bei dem Soucy von 1989 bis 2003 als Künstlerischer Leiter mitwirkte. Dieses Festival hat Musiker aus Europa und Amerika vereint, die ihre Karriere als Solisten für einen Augenblick beiseitelegten, um zusammen zu kommen und sich der Kammermusik auf höchstem Niveau zu widmen.

Soucy mit Ulrich Koch, 1992

1988 gewann Jean-Eric Soucy den 3. Preis beim Lionel Tertis International Competition auf der Isle of Man, an dem sich 59 Musiker aus 17 Ländern beteiligten. Bei zwei anderen Wettbewerben zählt er zu den Halbfinalisten: dem Maurice Vieux in Frankreich und Naumburg in New-York. Im Anschluss dieses letzten Wettbewerbs schrieb Jacqueline Jones von The String Magazine: „One of the favorites because of his sweeping phrases and rather dusky, plaintive sound “. 1992 wurde er schließlich Nachfolger Ulrich Kochs als Erster Solobratschist des Rundfunkorchesters von Baden-Baden-Freiburg (SWR Symphonieorchester, nach der Fusionierung SWR Symphonieorchester Stuttgart).

2003 gründete Soucy das Kammermusik-Trio Inukshuk mit Philip Roy und Bridget McCrae. Seine Duopartnerin und Ehefrau Sonia Simard (Klavier) begleitet ihn seit über zwanzig Jahren. Zu seinen weiteren Kollaborateuren zählen u.a. : Marc Grauwels, Jean-Claude Gérard, Alain Marion, Julien Beaudiment, Kersten MacCall, Martin Ostertag, Christian Poltera, Ralph Kirschbaum, Yves Storm, Christian Vanderborght, Wolfgang Gütler, Daishi Kashimoto, André Laplante, Anton Kuerti, Marc-André Hamelin, Angela Hewitt, Ingo Goritzki, Perry Bauman, Nicolas Chumachenko, Rainer Kußmaul, Olivier Charlier, Kai Vogler, Isabelle Moretti, Wolfgang Meyer, Peter Handsworth, Christian Altenburger, Michael Riessler, Kalman Berkes, etc.

Soucy bei der Aufnahme von Friedrich Wilhelm Heinrich Benda: Violakonzerte Nr.1-3, 2016

Als Solist hat Jean-Eric Soucy Werke von u.a. J-C Bach, Bartok, Benda, Telemann, Stamitz, Mozart (Concertante), die Suite Waughan-Williams, den Lachrymae von Britten, Harold von Berlioz in renommierten Konzerthallen wie die Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom oder der Alten Oper in Frankfurt gespielt. Er kollaboriert u.a. mit den Dirigenten Bernard Labadie, Sylvain Cambreling, Arnold Östmann, Simon Streatfield und Jonathan Cohen. Er produziert Aufnahmen für kanadische, belgische, österreichische, italienische, schweizeri-sche und luxemburgische Rundfunke und für die Verläge Hänssler, Antes, CPO, Arte Nova, Ars und See Igel Edition.

Neben seiner Tätigkeit als Solo- und Kammermusiker unterrichtet Soucy leidenschaftlich. Zu seinen Lehraktivitäten gehören eine Stelle am Conservatoire du Québec (1986-1990) und an der Staatlichen Hochschule für Musik in Karlsruhe (1997-2003), die Organisation von Internationalen Bratschensymposien in Québec sowie in Feldkirch (Österreich) und seine zwanzigjährige Teilnahme an den International Master Classes in Bruges.

2020 verließ Soucy das Orchester um sich ganz dem Unterrichten, der Kammermusik und seiner Solokarriere zu widmen.