2008 machte sich Jean-Eric Soucy auf die Suche nach den zwei verschollenen Violakonzerten von Georg Anton Benda und stellte fest, dass sie falsch zugeschrieben worden waren. Tatsächlich hatte Bendas Neffe, Friedrich Wilhelm Heinrich Benda, die Violakonzerte komponiert. 2016 wurden sie von Soucy zusammen mit dem SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg unter der Leitung von Bernard Labadie zum ersten Mal eingespielt.

Es ist nicht gerade leicht, sich in der Familiengeschichte der Bendas zurecht zu finden: zwei Georgs, drei Friedrichs, zwei Heinrichs… Kurz gesagt blieb diese Familie aus Böhmen, 1742 hergereist auf den Wunsch von Friedrich dem Großen, König von Preußen (1712-1786), ein Jahrhundert lang dem Hofe dienlich. Der unbekannte Benda, von dem hier die Rede ist, ist Friedrich Wilhelm Heinrich, Sohn von Franz und Neffe Georgs, 1745 geboren und 1814 verstorben. Er schrieb Opern, Kantaten und Oratorien, doch er ist vor allem für seine instrumentalen Kompositionen bekannt sowie für seine Concertos, die er für diverse Instrumente schrieb. Sein Talent als begnadeter Bratschist und Violinist machten ihn auch zum beliebten Interpreten. Die virtuosen Passagen der drei Concertos, die er für Bratsche komponierte, sind Beweis beweisen, dass er die zeittypische Technik dieses Instruments perfekt beherrschte. Unserem Solisten ist die Entdeckung der Violakonzerte zu verdanken, der wiederum dem Verlag Edition Offenburg zu Dank verpflichtet ist, der mittels hervorragender Korrekturarbeit allen Bratschisten ein wunderbares Geschenk gemacht haben. Die Konzerte von Friedrich Benda sind zweifellos großartige Ergänzungen zum Viola-Repertoire. Sie stehen Stamitz, Hoffmeister und anderen in nichts nach. (Die Konzerte sind übrigens bei dem Verlag Edition Offenburg in zwei Versionen erhältlich, eine mit Klavier und die andere mit Orchester).

»Das Klangbild ist ausgezeichnet: stets transparent, locker und leicht, von einer geradezu entspannten Leichtigkeit geprägt. Man hört diese CD und ist sofort eingenommen von diesem beseelten und feinen ton, der heiteren Grundstimmung dieser Musik aus der Zeit der frühen Klassik und dieser feinsinnigen Interpretation. Dem steht auch Solist Jean-Eric Soucy in nichts nach. Er spielt ebenso tadellos wie inspiriert, mit schönem, nicht zu angedicktem Ton und im stetigen Einvernehmen mit dem Orchester. Fazit: eine in jeder Hinsicht gelungene Aufnahme, sowohl im Hinblick auf das Repertoire wie auf die Interpretation.«

Klassik Heute, Guido Krawinkel

Zwei Konzerte – in F- und in Es-Dur – sind dem vom König favorisierten, damals schon altmodischen „galanten“ Stil zuzurechnen; sie sind für Streicher und ein Hörnerpaar instrumentiert. Das dritte Werk – ebenfalls in Es-Dur – dürfte etwas später entstanden sein, als sich unter Friedrich Wilhelm II. der klassische Stil durchzusetzen begann. Bei diesem Konzert ist die Orchesterbesetzung farbiger, mit exponierten Stellen für die Hörner und einem äußerst aktiven Fagott. Dem eigentlichen Soloinstrument wird in allen drei Werken einiges an Virtuosität abverlangt: schnelle Läufe über den gesamten Ambitus, Arpeggien und geschickt eingesetzte Doppelgriffe wechseln sich mit gesanglichen Stellen ab, um ein komplettes Porträt der Ausdrucksmöglichkeiten der Bratsche zu liefern. Jean-Eric Soucy ist ein einfühlsamer, stilistisch sicherer Solist, der keine technischen Probleme zu kennen scheint. Das SWR Sinfonieorchester, dessen Solobratscher Soucy seit 1992 war, gibt ihm die denkbar beste Unterstützung unter der historisch informierten Leitung von Bernard Labadie.

Fono Forum, Carlos María Solare